Chardonnay
Die Gesichter des Chardonnay.
Ihre Heimat ist das französische Burgund, doch ihr Zuhause ist die ganze Welt. Denn die weiße Traube Chardonnay findet man tatsächlich rund um den Globus.
Ein Überblick über die Welt des Chardonnay
- Chardonnay begeistert die Welt
- Chardonnay aus dem Burgund
- Die prickelnde Seite
- Eine Rebsorte reist um die Welt
- ABC - Anything but Chardonnay
- Chardonnay oder Weissburgunder?
- Chardonnay aus Deutschland
1. Chardonnay begeistert die Welt
Ihre Heimat ist das französische Burgund, doch ihr Zuhause ist die ganze Welt. Denn die weiße Traube Chardonnay findet man tatsächlich rund um den Globus. Aber warum ist die Rebsorte eigentlich so beliebt? Und was sorgt eigentlich dafür, dass Chardonnay-Weine derart unterschiedlich schmecken? Genau das – und noch viel mehr – erfährst du hier. Lass uns gemeinsam einen kleinen Ausflug in die Welt dieser wunderbaren Traube machen!
In der Weinwelt ist Chardonnay einer der heimlichen Rebsortenstars. Okay, ganz so heimlich nun auch wieder nicht. Denn bis zu den 1990er-Jahren machten Weinkenner rund um den Globus ganz schön viel Wind um die weiße Traube. Aus gutem Grund. Vor allem die Chardonnay-Weine aus dem französischen Burgund, der Heimat der Rebsorte, hielten die Welt in Atem. Ob nun die schlanken und strahlenden Gewächse aus Chablis oder aber die körperreichen und cremigen Geschosse aus Meursault – man leckte sich die Finger nach Chardonnay. Und dann waren da ja noch die Ikonen aus Puligny-Montrachet oder Corton-Charlemagne. All diese Weine bewiesen (und tun es immer noch), zu welchen genussvollen Höhenflügen Chardonnay fähig ist.
Keine Bange, all diese Namen musst du dir jetzt echt nicht merken. Denn Chardonnay aus dem Burgund ist inzwischen vor allem eines. Extrem teuer. Natürlich gibt es genügend Weinliebhaber, die bereit sind, drei- oder gar vierstellige Beträge für eine Flasche Wein zu berappen, aber man bekommt außergewöhnliche Qualitäten halt auch außerhalb des Burgunds. Und zwar zu wesentlich humaneren Preisen. Trotzdem können wir den Hype um die Chardonnays von dort gut verstehen. Es ist und bleibt nun einmal die Heimat der Traube. Hier fing alles mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1685 an. Und zwar in dem Örtchen Chardonnay. Womit auch direkt klar ist, woher die Rebsorte ihren Namen hat.
2. Chardonnay aus dem Burgund
Dass Chardonnay, deren Eltern übrigens die beiden Rebsorten Heunisch und Pinot Noir sind, sich von dem kleinen Ort rasend schnell in ganz Burgund ausbreitete, hat etwas mit Klima und Böden zu tun. Denn in dem kühlen Klima und auf den kalkreichen Böden dort fühlt sich die Rebsorte besonders wohl. Vor allem der Kalk spendiert den Chardonnay-Weinen eine unheimlich finessenreiche Eleganz und Mineralität.
Zu kühl mag es die Traube dann aber auch nicht. Vor allem nicht im Frühjahr. Denn ihre Knospen treiben relativ früh aus. Kommt es dann noch zum Frost, sterben die Knospen ab – und das war’s dann mit der Ernte. Vor allem in der Burgund-Region Chablis passiert das regelmäßig. Was die Winzer aber nicht davon abhält, dort ausschließlich Chardonnay für ihre Weine zu pflanzen. Die einmaligen Qualitäten sind ihnen dieses Risiko wert.
3. Die prickelnde Seite
Lange Zeit galt das Burgund generell als das Nonplusultra, wenn es um Chardonnay geht. Dabei fühlt sich die Rebsorte natürlich auch in anderen Regionen pudelwohl. Bestes Beispiel ist da etwa die Champagne, um noch
kurz in Frankreich zu bleiben. Kaum ein Champagner kommt ohne die weiße Traube aus, die verführerische Noten von Honigmelone, Zitrus und Walnuss in die Schaumweine bringt. Und auch salzig-mineralische Noten. Schließlich dominiert
Kalk auch den Boden der Champagne. Wobei Chardonnay auf diesen Kalk wahrlich nicht angewiesen ist. Was nicht zuletzt die Crémants aus Frankreich und Deutschland beweisen, die auch ohne kalkhaltigem Boden ganz wunderbar elegant im Glas anmuten. Hinzu kommt, dass Chardonnay eine recht robuste Traube ist. Nur zuviel Feuchtigkeit mag sie nicht so gerne. Regnet es zu oft, dann kann sich auf ihren Weinbeeren schnell Graufäule ausbreiten. Und die Böden sollten nicht zu karg und flach sein. Das war’s dann aber auch schon mit den Ansprüchen, die die Rebsorte stellt.
4. Eine Rebsorte reist um die Welt
Genau dieser Genügsamkeit ist es dann auch zu verdanken, dass sich Chardonnay im Laufe der Jahrhunderte rund um den Erdball ausbreitete. Natürlich nicht durch Zauberhand. Es waren vor allem Mönche, Missionare und schließlich auch seefahrende Händler, die die Verbreitung vorantrieben. Heute sind weltweit knapp über 200.000 Hektar mit Chardonnay bestockt. Das macht sie zur fünfhäufigst angebauten Rebsorte überhaupt! Mit gut 47.000 Hektar ist Frankreich nach wie vor das Chardonnay-Epizentrum. Aber mit 42.000 Hektar liegen die Vereinigten Staaten dicht dahinter auf dem zweiten Platz. Hier findet man die meisten Chardonnay-Bestände in Kalifornien.
Bereits in den 1950er-Jahren machte ein Chardonnay-Wein aus dem Sunshine State von sich Reden. Denn es war der erste Weißwein der neuen Welt, den man im Holz ausbaute, sodass er mit einer wunderschönen Cremigkeit glänzte. Als dann im Jahr 1976 auch noch ein Chardonnay aus Kalifornien all seine Burgund-Konkurrenten beim legendären Judgement of Paris auf die hinteren Plätze verwies und gewann, gab es kein Halten mehr. Alle Welt wollte plötzlich die üppigen und buttrigen Chardonnay-Weine aus Kalifornien genießen. Falls du dich für den Auslöser dieses Hypes interessierst, empfehlen wir dir übrigens den Film „Bottle Shock“ mit Chris Pine, Alan Rickman und Bill Pullman in den Hauptrollen. Der Streifen erzählt die ganze Geschichte auf höchst amüsante Weise!
5. ABC - Anything but Chardonnay
Jedenfalls war Chardonnay aus den Vereinigten Staaten bis in die späten 1980er-Jahre heiß begehrt. Doch dann übertrieben es die Amerikaner mit dem Holzeinsatz. Die Weine wurden immer mächtiger – und süßer. Vor allem geringere Qualitäten hatten plötzlich einen deutlichen Karamellton, der einem fast schon den Mund verklebte. Dabei baut man doch traditionell Chardonnay trocken aus! Die Weinwelt begann sich vor diesen Chardonnay-Monstern zu gruseln. Schnell machte sich ein neuer Leitspruch in den Restaurants breit. ABC – Anything but Chardonnay! Hatte die Welt plötzlich genug von Chardonnay? Aber nicht doch!
6. Chardonnay oder Weissburgunder?
Während die Winzer in den Vereinigten Staaten Chardonnay erst einmal komplett neu denken mussten, um ihren Absatz zu retten, entdeckte man in Europa in den 1990er-Jahren die Rebsorte quasi neu. In Frankreich mag die Traube ja schon immer ein Star gewesen sein. Doch in anderen Ländern wie etwa Italien oder Deutschland hatte man die Rebsorte erst jetzt so richtig auf dem Schirm. Und auch das hat natürlich wieder einen Grund. Denn Chardonnay und ihre Schwester-Traube Weißburgunder (auch als Pinot Blanc bekannt) sind sich sehr, sehr ähnlich. Deswegen scherte man außerhalb Frankreichs in Europa bis in die 1990er-Jahre beide Rebsorten einfach über einen Kamm. Das hört sich jetzt erstmal ziemlich abstrus an, ist es aber eigentlich gar nicht. Denn die Blätterform der beiden Rebsorten ist beinahe identisch. Selbiges gilt auch für die Traubenform. Und den Geschmack im unverarbeiteten Zustand. Klar, wenn Chardonnay auf Kalk gedeiht, dann kommt es halt zu dieser unverwechselbaren mineralischen Note, die Weißburgunder so nicht entwickelt. Aber die Trauben wachsen halt auch auf anderen Böden. Und dann ist der Geschmack tatsächlich zum Verwechseln ähnlich. Erst die Weinbereitung im Keller und der Ausbau in Holzfässern oder im Edelstahltank machen dann den Unterschied.
7. Chardonnay aus Deutschland
Genau deswegen hatte man zum Beispiel in Deutschland Chardonnay erst seit 1991 so richtig auf dem Schirm, als man die Rebsorte offiziell zuließ – obwohl sie seit den 1950ern schon zusammen mit Weißburgunder im Weingarten wuchs. Seit ihrer offiziellen Zulassung hat die Traube hierzulande aber eine echt beeindruckende Karriere hingelegt. Im Jahr 2005 waren gerade einmal 1.000 Hektar mit Chardonnay bestockt – 2022 waren es dann schon 2.731 Hektar laut Deutschem Weininstitut. Was für ein Wachstum! Wobei uns das ja gar nicht wundert. Chardonnay ist ein echtes Allroundtalent. Fruchtige Alltagsweine, die nach Melone, Zitrone und weißen Blüten duften, kann die Rebsorte ebenso gut wie voluminöse Tropfen, die mit buttrigem Schmelz und viel Körper über die Zunge rollen. Und dann erst die Schaumweine! Vom Winzersekt bis hin zum Crémant stehen dem Chardonnay die feinen Perlen ausnehmend gut. Cheers!